Von Kropp nach List (Sylt)

Fahrstrecke: 203 km / Dauer: 4 h : 9 min

Ziel: Jugendherberge List-Mövenberg

GPX-Datei:

Beim Weg vom Zimmer zum Restaurant auf der anderen Seite der Straße, in dem der Frühstücksraum war, bot sich mir dann folgendes Bild: Etwas ungewohnt, nachdem ich in den letzten Tagen immer von der Sonne verwöhnt worden war.

Der Nebel zog sich noch eine Weile hin, aber da bin ich wesentlich schlimmeres gewöhnt, wenn es auch nicht unbedingt angenehm ist, mit dem Motorrad im Nebel herumzufahren. Es ist leider eine sehr feuchte Angelegenheit. Dafür konnte ich aber ohne schlechtes Gewissen mit den Nebelscheinwerfern fahren. Gut, das schlechte Gewissen hält sich in Grenzen. Mir ist wichtig daß ich gesehen werde!

Meinem Navi ist es wieder gelungen, eine Fährüberfahrt für mich zu finden. Das lustige an der Sache: die orange Tafel musste man ausklappen, damit der Fährmann wusste, daß da jemand steht, und wenn man sah, daß er kommt, wieder einklappen. Diese Fähre hier geht von Sundsacker nach Arnis über die Schlei. Diesen Teil der Tour habe ich aus einem Reise-Bericht von Svendura übernommen und bin ihn nachgefahren.

Der Nebel löste sich langsam auf, und auf kleinen Straßen ging es Richtung Bahnhof in Niebüll. Als Eisenbahner hatte ich die Überfahrt nach Sylt mit der Bahn gebucht und auch mir einen Platz reserviert.

Ankunft (viel zu früh) an der etwas verwirrenden Verladestation. Durch die zu frühe Ankunft und das Corona-Problem, daß nur immer zwei Motorräder mitgenommen werden, war meine Reservierung hinfällig. Wir waren vier Biker, die warteten. Zwei davon fuhren zusammen die Deutsche Grenze ab (die Idee hatte ich auch schon), einer war alleine unterwegs. Die beiden ließen uns den Vortritt, da sie noch was essen wollten, so daß ich einen Zug früher fahren konnte. Da dieser aber 30 Minuten Verspätung hatte, war ich wieder genau in meiner Zeit. Die Begrenzung auf zwei Biker ist dem Umstand geschuldet, daß auf dem Autoreisezug ein Sprinter steht, in dem man Platz nehmen muß (die Autofahrer bleiben in ihren Autos), und damit der Abstand eingehalten wird, die Beschränkung.

Die Motorräder werden von der Zugmannschaft verzurrt (die sich natürlich freuen wenn man ihnen behilflich ist), die Gurte, die über den Sattel laufen sind gepolstert, so daß eigentlich nichts verkratzt oder gedrückt werden kann. Alles was fest am Moped dran ist, kann dran bleiben. Und dann geht es über den Hindenburg-Damm Richtung Sylt.

Nach der Entladung, was ziemlich unspannend ist, da man einfach vom Wagen herunterfährt, und sich in die Reihe der Fahrzeuge einreiht, ging es Richtung Norden, denn die Jugendherberge liegt im nördlichsten Zipfel von Sylt. Da ich nicht dachte, daß das mit dem Entladen so schnell geht, hatte ich meine Handschuhe noch im Topcase, und fuhr halt ohne. Als Sicherheitsfan eigentlich nicht ok, aber ich hatte irgendwie keine Lust zu halten.

Die Landschaft veränderte sich und die Straße leider auch, sie verwandelte sich einen Panzer-Platten-Weg, der mir noch von meiner Bundeswehrzeit bekannt ist. Wenn ich recht weiss, war diese Ecke auch Zeitweise als Truppenübungsplatz verwendet worden, was die Straße erklärt. Irgendwie erinnert die Gegend schon ein bisschen an eine Mondlandschaft.

Schließlich war die Jugendherberge erreicht. In der Wartezeit, bis die Rezeption geöffnet wurde, freundete ich mit dem Koch an. Lustigerweise waren wir beim Bund auf den gleichen Truppenübungsplätzen unterwegs, was als Gesprächsstoff diente, und die Wartezeit verkürzte.

Wäre Corona nicht gewesen, dann wäre mein Plan dieses Jahr eine “Pippi Langstrumpf-Tour” durch Schweden gewesen. Daraus wurde ja nichts, aber ich war hier immerhin für die nächsten fünf Tage im Pippi-Langstrumpf-Haus untergebracht. Ist ja auch etwas.

Nach dem Bezug des Zimmers, Erkundung der Umgebung und des echt leckeren Abendessens (Bekanntschaft mit dem Koch ist an der Stelle wichtig), schaute ich noch dem heraufziehenden Nebel zu und ging dann in’s Bett. Hier würde ich jetzt die nächsten Tage verbringen, um mich zu erholen.