Norwegen


Das Meer ist überwunden und Kristiansand taucht langsam auf. Ich hatte die Überfahrt mit den fjordline gebucht, die auf der Strecke einen Katamaran einsetzt, der die Strecke Hirtshals – Kristiansand in etwas mehr als zwei Stunden schafft. Hier ein paar technische Daten von dem Schiff die schon beeindruckend sind:

Die Fjord FSTR in Zahlen

Länge: 110 Meter
Breite: 31 Meter
Höchstgeschwindigkeit: 37 Knoten
Motorleistung: 51.495 PS
Kapazität: 410 Autos und 1200 Passagiere
Bruttotonnage: 11888
Dauer der Überfahrt: 2 Stunden und 15 Minuten


Da ich erst gegen Nachmittag in Norwegen ankam, hatte ich mir für den Tag keine große Strecke vorgenommen, und nach einer Fahrzeit von knapp einer Stunde mir schon im Vorfeld eine Hütte auf dem Sandnes Camping gemietet. Diesen Platz würde ich auch auf der Rückreise wieder anfahren, da der Hafen von Kristiansand in einer Stunde zu erreichen ist. Ich machte mir was zu Essen und ließ den Tag in Ruhe ausklingen. Etwas schlecht war, daß die Hütte nur über einige Stufen zu erreichen war, und das für mein Knie keine gute Übung war.


Das Ziel für den nächsten Tag war der Campingplatz am Preikestolen, einem der Highlights in Norwegen, das man unbedingt gesehen haben muß. Zumindest stand das im Reiseführer 🙂 .

Zitat aus Wikipedia:

Preikestolen oder Prekestolen (norw. für die Kanzel oder wörtlich der Predigtstuhl) ist eine natürliche Felsplattform (Felskanzel) in Ryfylke in der norwegischen Provinz (FylkeRogaland und eine touristische Attraktion mit weitem Blick über den Lysefjord und angrenzende Berge. Die Größe des Felsplateaus beträgt zirka 25 mal 25 Meter. Die Felskante fällt 604 Meter senkrecht in den fast 40 Kilometer langen Fjord ab.

Die Kanzel ist eine touristische Attraktion. Sie wurde 2018 insgesamt von etwa 300.000 Menschen erwandert, 2013 waren es noch 200.000 Besucher. Dies wird von Naturschützern kritisch gesehen.


Die erste Stelle an der ich einen Eindruck davon bekam was die Natur in Norwegen zu bieten hat war das Tal der Steine.

Hier gibt es, meist würfelförmige, Steine in der Faust- bis zur Haus-Größe. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Das Tal hat mich absolut fasziniert.



Schließlich war das Tagesziel, der Preikestolen Camping erreicht, das Zelt aufgebaut und alles für das Abendessen gerichtet. Ich fuhr dann mit dem entladenen Moped zusammen mit meinem Zeltnachbarn,den es aus Italien hierher verschlagen hatte, in den benachbarten Ort, um dort noch ein paar Sachen einzukaufen.

Das Ganze war schon spannend: das erste Mal Camping und Einkaufen in Norwegen. Erwies sich aber alles als einfach: mit Englisch und Geldkarte kommt man sehr gut durch.

Mein Italienischer Zeltnachbar hat mir noch einen Rat mit auf den Weg gegeben: “immer auf die Geschwindigkeitsschilder achten, Norwegen sehr, sehr, teuer” . Er hatte da wohl schon Erfahrungen gesammelt 🙂 .

Ich beherzigte seinen Rat und hielt mich an die Beschränkungen. Auf den Landstraßen ist meist 70, ab und zu mal 90 und in den Orten 50. Es ist also entspanntes Fahren angesagt, hier würde auch unsere 125er reichen um im Verkehr mitzuhalten.


Laut Rezeption waren es 3 Kilometer bis zum Parkplatz am Preikestolen, dann 4 Kilometer hoch, das Ganze dann zurück macht 14 Kilometer. Da war ich schon wesentlich mehr gelaufen, sollte also kein Problem sein. So dachte ich.

Dem war dann nicht so, denn ein norwegischer Wanderweg sieht etwa so aus:


Nein, das ist nicht der Winterschlußverkauf bei einem bekannten Kaufhaus sondern der Aufstieg zu der Aussichtsplatte. Mir schwante Übles, wie es dann oben aussehen würde. Und das, obwohl ich auf meinen Reiseführer gehört hatte und recht früh losgelaufen bin.

Wobei ich allerdings nicht die Qualität des Weges vom Campingplatz zum Einstieg berücksichtigt hatte, wie man auf dem Bild darüber sieht. Auch sind Markierungen nur rudimentär vorhanden und ohne GPS-Gerät wäre ich aufgeschmissen gewesen.

Bei Regen möchte ich den Auf- oder Abstieg nicht laufen müssen, dann wird der Weg zum Bach und damit ziemlich rutschig.


Fast nichts los 🙁
Stau an einer Engstelle

Die Aussicht oben ist dann allerdings genial, wenn man einen Augenblick erwischt und keiner durchs Bild läuft.

Der Zeithinweis “2 Stunden für einen Weg” ist übrigens ernst zu nehmen, der Höhenunterschied sind zwar “nur604 Meter, aber das bedeutet, daß davon ca. 400 Meter eine Art Treppe mit unterschiedlich hohen Stufen sind. Und das ist ziemlich anstrengend, und man muß sich sehr auf den Weg konzentrieren.

Daß man sich nicht mit Badelatschen und Sonnentop auf den Weg macht, sollte eigentlich klar sein, und trotzdem kommen einem freundlich lächelnde junge Damen mit genau dem Outfit entgegen. Mir fiel da spontan der Tegelberg und das Schloß Neuschwanstein bei Füssen ein, wo diese jungen Damen auch unterwegs sind.

Kann man nur hoffen, daß das Wetter nicht plötzlich umschlägt, dann könnte es gefährlich werden.


Vom Campingplatz aus gab es noch eine andere, nicht so anstrengende Methode, zumindest Bilder von oben zu machen. An bestimmten Wochentagen fliegt von dort ein Hubschrauber im 20-Minuten-Tackt die Gäste nach oben. Wenn ich noch recht weiß, kostete der Flug 500 NOK (ca. 50 Euros) und der Hubschrauber war gut ausgebucht.

Ich gönnte mir für den Rückweg die Fahrt mit dem Bus zum Campinglatz. Nochmal wollte ich die Sumpfwanderung nicht machen. Es gibt nämlich einen Bus-Pendelverkehr Campingplatz – Parkplatz. Und auch im Bus konnte man problemlos mit Karte bezahlen 🙂 .

In der Nacht kam ein Sturm auf, und obwohl ich mein Zelt mit allen Leinen abgespannt hatte, drückte der Wind es mit mir drin fast auf den Boden. Das Wetter in Norwegen ist also schon mit Vorsicht zu beachten.


Der nächste Tag war ein Fahrtag und das Ziel war ein Campingplatz in der Nähe von Bergen. Zu Beginn war das Wetter noch trocken, aber irgendwann begann es dann so zu regnen, daß der Engländer dies wohl als “it’s raining cats and dogs” bezeichnet hätte. Der geplante Campingplatz war ausgebucht, so daß ich weiterfuhr. Auch beim nächsten war keine Hütte zu bekommen, und zum Zelt meinte die Dame an der Rezeption: baue es auf, wo Platz ist. Das tat ich dann auch im strömenden Regen und war froh, daß ich mich darin verkriechen konnte.

In der Nähe war ein Supermarkt, in dem ich mir ein kaltes Abendessen und ein Bier kaufen wollte. An der Kasse meinte der Verkäufer, daß er mir das Bier leider nicht verkaufen können, da es nach 18 Uhr ist. Gab mir aber den Tipp in die angeschlossene Tankstelle zu gehen. Hier bekam ich dann eine Dose Bier. Verstehen muß man das nicht.

Da das Wetter nichts Gutes versprach, habe ich die geplante Tour verlassen und bin am nächsten Tag direkt zur Vogelinsel Runde gefahren, mit der Hoffnung dort noch eine Hütte zu bekommen.


Ich hatte Glück und konnte mir für die nächsten Tage auf dem Goksöyr Camping eine Hütte direkt am Meer mieten, um dort ein paar Tage zu Fuß die Gegend zu erkunden und etwas zu entspannen. Die Frau des Besitzers sprach Deutsch und freute sich, jemand zum unterhalten zu haben.

Zitat Insel Runde aus Wikipedia:

Die zur Gemeinde Herøy gehörende Insel Runde (alte Schreibweisen Rundøy oder Rundø) befindet sich an der westnorwegischen Küste im Fylke Møre og Romsdal, südwestlich von Ålesund. Die rund 100 Einwohner der Insel verteilen sich auf die Ortschaften Runde und Goksøyr. Bekannt ist die Insel als Skandinaviens südlichste Brutkolonie für Seevögel. In den steilen Felsen brüten jedes Jahr ca. 170.000 Seevogel-Paare.


Papageientaucher gab es leider keine aber Möwen und Seeadler
Campingplatz (mit Moped 🙂 ) von oben

Weg durch das Naturschutzgebiet, im Hintergrund immer das Meer.


Zum Baden ist die Gegend nicht unbedingt geeignet. Zum einen ist das Wasser ziemlich kalt und zum anderen sind die Stände nicht steinig sondern felsig.

Um auf die Insel zu kommen fährt man durch einen Tunnel in dem es ziemlich steil bergab geht unter dem Meer durch.

Zitat aus Wikipedia:

Der Eiksundtunnel ist ein Unterseetunnel in Norwegen und verbindet als Teil der Eiksundverbindung (Eiksundsambandet) die Inselkommunen Hareid, Ulstein, Sande und Herøy mit dem Festland im Fylke Møre og Romsdal im Zuge des Riksvei 653.

Der Tunnel ist 7765 m lang und mit einer Tiefe von 287 m u.NN der derzeit tiefste Straßentunnel der Welt. Die größte Steigung im Tunnel beträgt 9,6 %.

Der Eiksundsambandet besteht neben dem Eiksundtunnel auch noch aus der Eiksundbrua (405 m), dem Helgehorntunnel (1160 m) und dem Morkaåstunnel (630 m)


Am nächsten Tag ging es weiter zu einem weiteren Highlight in Norwegen das viele aus der Fernsehserie Traumschiff kennen: den Geierangerfjord mit seinen vielen Kehren bei der Anfahrt:


Allerdings habe ich mich dort nicht lange aufgehalten. Eigentlich bin ich durch und weitergefahren, so Stätten mit großen Menschenansammlungen sind irgendwie nicht so meines. Das Tagesziel war eine Hotel / Campingplatz-Anlage bei Lom, die ich an dem Tag erreichen wollte.

Dazu ging es auf immer schmäleren Straßen in das Hochgebirge.





Bis dann über ein paar Kilometer Schotterpiste das Tagesziel Spliterstulen erreicht war. Es hätte zwar noch “Zeltstellplätze” frei gehabt, aber da man das ganze Material über eine Brücke in den (vorsichtig ausgedrückt) Zeltplatz schleppen musste und für Nachts Minus-Grade angesagt waren, habe ich mir ein Zimmer inkl. Vollpension für zwei Tage gegönnt. Das Zimmer war klein, aber beheizt, der Preis war hoch, aber das Essen war echt gut. Da ich Vegetarier bin, stelle ich manchmal die Küche vor gewisse Herausforderungen, aber das war hier überhaupt kein Problem.

Die Anlage selbst dient Bergsteigern als Basis-Lager für ihre Unternehmungen, und dementsprechend jung war auch das Klientel. Beim Abendessen bestand die Gesellschaft am Tisch aus einem Holländischen Paar, die auf Wanderung waren, und einer Norwegischen Ärztin, die ihren Sohn besuchte, der in dem Hotel arbeitete. Die Norwegerin wollte, daß wir Deutsch sprachen da sie es mal gelernt hatte und es mal wieder üben wollte. Die Holländer konnten Deutsch, und so war es ein unterhaltsamer Abend.




Irgendwann zwei Tage später ging es dann auf der Schotterpiste wieder zurück auf die feste Straße. Auf der Strecke verkehrt ein paar mal am Tag ein Linienbus, und gerade dem musste ich in der engsten Stelle begegnen 🙁 .

Das nächste Ziel war am Eidfjord, aber davor galt es wieder ein Gebirge zu überwinden. Schafe auf der Straße hatte ich schon, aber die hier waren mir neu und ziemlich groß 🙂 :


Die Kollegen sind mir irgendwie lieber

Die Landschaft in Norwegen ist schon der Wahnsinn. Aber man sollte bedenken, daß es Hochgebirge ist und die Temperaturen auch entsprechend sind.

Es kann passieren, daß man auf Fjord-Höhe 30 Grad und dann eine Stunde später nur noch 5 Grad hat. Und wenn es ganz schlecht läuft dann fängt es an zu schneien.

Also warme Kleidung und Reifen mit einem guten Profil sind fast schon ein Muss.

Ich habe das ganze Jahr M&S-Reifen drauf, mit denen ich auch mal im Schotter, Dreck oder in einer Wiese rumfahren kann ohne gleich Probleme zu bekommen.


Das Tagesziel am Eidfjord saebo camping war erreicht und hier wollte ich für zwei Tage bleiben, weshalb ich mir eine Hütte gemietet hatte. Von hier aus konnte man schöne Wanderungen in den naheliegenden Naturpark Hardangervidda oder man besucht das Nationalparkcenter . Viele Ziele sind vom Campingplatz aus zu Fuß erreichbar.

Ich fand die Gegend genauso schön wie Geieranger, nur daß lange nicht soviel los war.

Weiter ging es zum nächsten Norwegischen Highlight, dem Ort Lysebotn, der nur über eine Straße mit vielen Kehren und Tunneln erreichbar ist.


Allerdings sah das ganze wettertechnisch dann so aus. Es hatte die ganze Abfahrt zu dem Fjord in Strömen geregnet. Und da es keine freie Hütte gab, die Zeltwiese nur mit einem Handwägelchen erreichbar war und es weiterhin wie aus Kübeln goss, beschloss ich die ganze Strecke wieder hochzufahren um mir dann irgendwo eine Hütte zu suchen. Ich zelte ja gerne, aber bei dem Wetter macht das keinen Spaß.

Vorteil von dem Wetter: ich hatte die Straße und die Spitzkehren fast für mich alleine : -) . Wer fährt bei dem Wetter schon Motorrad.


Einige (viele) Kilometer weiter an der Straße entlang habe ich dann auf einem Campingplatz eine Hütte gefunden und für zwei Tage gebucht. Ich hatte eigentlich für Lysebotn zwei Tage eingeplant, die ich jetzt halt auf diesem Platz in einer warmen Hütte mit Spazierengehen und meinem ebook-Reader verbrachte. Urlaub und Entspannung pur 🙂 .


Der letzte Fahrtag in Norwegen war angebrochen, zum Wetter sage ich mal nichts. Das Ziel war wie beim Start der Tour Sandnes Camping in Mandal.

Dort hatte ich schon im Vorfeld die Hütte von der Anreise gebucht, damit ich stressfrei die Fähre Krsitiansand – Hirtshals erreichen würde. Einchecken 7:00, Abfahrt vom Campingplatz 6:00, Aufstehen 5:15, und das im Urlaub 🙂


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