Anreise bis Helsinki


Roigheim bis Travemünde

Start um 9 Uhr Richtung Norden. Die ersten Kilometer mußte ich mich zuerst wieder an die beladene Maschine gewöhnen. Vielleicht hätte man manches zuhause lassen können, aber ich möchte abends auf dem Campingplatz nicht auf dem Boden sitzen und neben mir im Gras kochen.

Etwas Komfort sollte es dann doch sein. Vor allem kommt man im fort-geschrittenen Alter so schlecht vom Boden hoch.

In Osterburken ging es auf die Autobahn, da ich die Gegend hier doch schon kenne und etwas Strecke machen wollte. Aber irgendwie ist die Autobahn mit dem Moped nicht so mein Fall. Samstags ging es aber, da keine LKW unterwegs waren und ich die rechte Spur für mich hatte.

Bei Bad Brückenau habe ich die Autobahn verlassen und bin Richtung Wasserkuppe gefahren, die ich mir als Stelle für die Mittagsrast ausgesucht hatte. Dies hat auch zeitmäßig funktioniert, und ich war kurz nach zwölf am Imbiss, um mir eine Erbensuppe (ohne Wurst) und einen Milchkaffee zu holen.

Frisch gestärkt ging es dann auf Landstraßen weiter Richtung Norden.



Ziel für den ersten Tag war die Gemeinde Ebergötzen, die ich mir mehr zufällig ausgesucht hatte, da sie etwa auf der Hälfte der Strecke lag. Übernachtet habe ich in der Wilhelm-Busch-Stube, ohne zu ahnen woher das Hotel den Namen hatte.

Ein Spaziergang brachte mich dann auf die Spur! Der Ort hatte mal einen sehr bekannten Einwohner, aus dessen Feder die beiden auf dem linken Bild entsprungen sind, nämlich Wilhelm Busch. Es gibt ein entsprechendes Museum, und ein Stück weiter ein Brotmuseum mit einer noch funktionieren Windmühle, die ab und zu noch in Betrieb genommen wird.

Es ist eine sogenannte “Bockwindmühle“. Die ganze Konstruktion der Mühle ist an einem zentralen Eichenstamm drehbar aufgehängt, und lässt sich dadurch in den Wind drehen. Auf dem Gelände der Windmühle gibt es auch noch ein Brotmuseum, eine Ausstellung alter Arbeitsgeräte und einen großen Kräuter- und Nutzpflanzengarten.

Man sieht hier mal wieder daß der Spruch “Reisen bildet” voll zutrifft, vor meiner Reise hätte ich nicht gewusst, wo Wilhelm Busch gelebt und gearbeitet hat, und nachdem er in einer Mühle gewohnt hat, ist es auch irgendwie logisch, daß seine zwei Figuren ihre Streiche in einer Mühle ausgeheckt hatten und dort auch ihr Ende fanden.

Von Wilhelm Busch – extract from original an book


Am nächsten Morgen ging es über Gifhorn, Uelzen und Lauenburg weiter Richtung Lübeck und dann nach Travemünde.

Da ich in Travemünde Zeit bis zur Einschiffung hatte, bin ich zur Uferpromenade (naja eigentlich mehr auf dieselbe) gefahren, und habe mein Motorrad dort bei einem anderen und einigen Fahrrädern geparkt, und habe mir dann das Treiben auf der Promenade angeschaut.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Kanales liegt das Segelschiff “Passat” vor Anker, zu dem man mit einer Barkasse übersetzen und es dann besichtigen konnte. Da es aber Sonntag war, herrschte ein entsprechender Andrang und ich verzichtete auf die Besichtigung.

Da es auch in den Eisdielen und Restaurants genau so voll war, machte ich mich auf den Weg Richtung Fährhafen. War zwar viel zu früh, aber vielleicht gab es ja im Hafen was zu sehen.



Eingepackte Brücke?

Die vielen Fahrspuren im Einfahrbereich sind etwas verwirrend, aber Trucker weißen mir den richtigen Weg, und als ich an der Hütte die Check-In-Seiten finde, weiß ich, daß ich richtig bin. Mit dem Moped könnte man sich ja noch aus der Spur rausmogeln, mit dem Auto kommt man an den Beton-Klötzen nicht vorbei, deshalb sollte man schon in der richtigen Spur stehen.

Ab jetzt begann das Warten, da aber noch zwei Biker dazukamen, die auch nach Helsinki wollten, konnten wir uns die Zeit mit Erzählungen vertreiben.

Der Check-In begann auch pünktlich, aber das bedeutet nur, daß man dann ein paar Meter weiter vorne steht und im Besitz von Bordkarte und Standplatz für das Moped ist.

Nicht nur Züge sondern auch Schiffe verspäten sich, und so begann das Verladen erst nach Mitternacht. Mittlerweile war noch ein deutscher Finne mit einer 30 Jahre alten Vespa zu uns gestoßen, der damit aus Hamburg kam. Dadurch, daß jeder mit Geschichten aufwarten konnte, verging die Wartezeit bis wir an Bord durften wie im Flug. Mopeds werden meist zuerst verladen, da sie ja noch verzurrt werden müssen und nach der Abfahrt niemand mehr in den Laderäume sein darf.


Durch die Verspätung war es leider so, daß unsere Kabinen noch nicht fertig waren und wir uns an die Bar verzogen, um dort weitere Geschichten auszutauschen. Allerdings sind Bar und Motorrad-Bekleidung eine etwas unbequeme Kombination, ließ sich aber nicht vermeiden.

Um 2:30 wurden wir über eine Durchsage informiert. daß die Kabinen jetzt frei seien, und wir machten uns auf die Suche nach denselben. Das Ablegen selbst habe ich nicht mehr mitbekommen. Irgendwann in der Nacht habe ich dann festgestellt, daß sich mein Bett bewegt, was nicht an den zwei Bier liegen konnte und daraus geschlossen, daß wir jetzt auf See waren.

In dem Bild unten kann man sich die Kabine ansehen. Sie kann bis zu drei Personen beherbergen und hat Dusche und WC. Also eigentlich eine recht luxuriöse Art zu reisen. Da es einen Innenkabine war, hat man allerdings keinen Bezug zur Tages- oder Nachtzeit.



Kurz nach sieben war ich schon wieder auf den Beinen und es bot sich folgender Ausblick vom Freideck.

Da ich das Essenspaket dazu gebucht hatte machte ich mich auf den Weg in das Restaurant um dort zu Frühstücken. Als Vegetarier fallen ja viele Sachen für mich weg aber selbst die “Sättigungsbeilagen” waren absolut lecker und ich kam voll auf meine Kosten.

Kleiner Nachteil von Buffett: meist wird das ganze nicht mit dem Status “ich bin satt” sondern mit “mir ist schlecht” beendet und so erging es auch mir. Was macht man dann? Richtig, man geht nochmal eine Runde schlafen. Soviel konnte man auf dem Schiff eh nicht treiben, und die drei Reisgefährten taten es mir gleich.

Nächster wichtiger Termin war dann das Abendessen mit so ziemlich dem selben Ergebnis. Gut nur, daß wir keinen Wellengang hatten und die See ruhig war.

Fazit der Schifffahrt: Kreuzfahrt wäre nichts für mich, würde vermutlich zum Kapitän gehen und um einen Eimer Farbe betteln, damit ich was zu tun hätte :-).


Am nächsten Morgen nach dem Frühstück tauchten schon die ersten Inseln auf, was ein Zeichen dafür war, daß wir bald in Helsinki sein würden. Also war Motorradkleidung anziehen und Tasche wieder einpacken angesagt, und sich in Richtung Fahrzeugdeck aufzumachen, sobald diese wieder freigegeben waren.

Während der Fahrt sind diese abschlossen und man kommt nicht an sein Fahrzeug dran. Also vorher überlegen was man alles in der Kabine braucht

Wir hatten uns das Deck gemerkt, auf den meisten Schiffen sind die Fahrzeugdecks mehrstöckig, und so unsere Mopeds gefunden und von der Verzurrung befreit. Ausreichend war sie ja gewesen, es sind alle noch gestanden.



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